Lost Place

Lost Place

in Salzwedel

Als ich im zweiten Jahr der Wiedervereinigung vorsichtig das Territorium der Neuen Bundesländer mit dem Fahrrad erkundete, fiel mir am Stadtrand von Salzwedel, an der B190 in Richtung Pretzier, eine verlassenen Stellung der sowjetischen Besatzungsmacht ins Auge. Mitten in einem großen Getreideacker liegend, bot sich mir ein eingezäuntes Areal dar, was mich zu einer genaueren Inspektion förmlich einlud.
Ich hatte zum Glück Fotoapparat und Diafilm dabei und konnte so meinen damaligen Eindruck für die Nachwelt erhalten. Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass das Gelände irgendwann später einem anderen Zweck zugeführt wurde.
Wie ich in Erfahrung bringen konnte, war hier eine mobile Funktechnische Aufklärungseinheit der Sowjetischen Streitkräfte stationiert. Der hügelige Standort war gut gewählt, denn am nördlichen Horizont konnte man, über den Dächern von Ritze, die Silhouette des Woltersdorfer Aufklärungsturmes auf dem Thurauer Berg erahnen. Überrascht war ich von der primitiven Herrichtung des Geländes.
Die wenigen Gebäude machten einen äußerst provisorischen Eindruck und waren völlig leer geräumt.  Um so erstaunter war ich, als ich in dem kleinen Häuschen, das wohl für kulturelle Veranstaltungen gedient hatte, einen eingemauerten Rotorflügel eines Mi-Armeehubschraubers vorfand.
Im selben Raum befand sich eine kleine Bühne sowie ein gemauerter Sockel, an dem man ein Bronzerelief aus dem Jahr 1969 befestigt hatte. Hierauf war die ostdeutsche Nationalhymne stilisiert dargestellt. Wahrscheinlich ein Relikt aus dem Kulturaustausch der DSF (Deutsch-Sowjetische-Freundschaft).
Die provisorischen Einsatzrampen für die Lkw`s, auf denen die technische Einrichtungen und die Antennen montiert waren, hatte man mit mobilen Fahrbahnplatten aus Beton stabilisiert, die sonst auf den „Kolonnenwegen“ in Grenznähe Verwendung fanden.

Lang und breit ....
zieht sich die Stellung ...
... im Getreidefeld dahin.
Hinter dem Tor
Im Hintergrund eine Fahrzeugrampe aus Betonteilen
Starkstrom ohne Anschluss
Der Innenhof
Gebäude mit kreativer Tarnbemalung
Rampenfundament aus Fahrbahnplatten
Fahrzeughallen
Links von der Bildmitte, am Horizont der Thurauer Turm
Provisorischer Bunker
„Kulturhaus“
... von innen
Sogar mit Bühne
Ein Hubflügel ohne Schrauber
Eindeutig russischer Herkunft
„Auferstanden aus Ruinen ...?“

Bei einer meiner weiteren Erkundungstouren im gleichen Jahr, entdeckte ich in einem Waldstück an der B71, zwischen der ehem. Grenzübergangsstelle Bergen/D. und Cheine, dieses sehr gepflegte Soldaten-Doppelgrab. Es liegt mitten im früheren Sperrgebiet. Beerdigt wurden hier zwei gefallene Wehrmachtssoldaten, die  am 21.04.1945 – wenige Tage vor Kriegsende – ihr Leben lassen mussten.

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