Als im Zuge der zweijährigen Verhandlungen über die KSZE-Schlußakte die beiden deutschen Staaten den künftigen “kleinen Grenzverkehr” – zum Tagesbesuch der sechs Millionen westdeutschen Anwohner grenznaher Kreis bei ihren ostdeutschen Nachbarn – vereinbarten, war auch unser Landkreis davon betroffen. Östlich von Bergen/Dumme sollte 1973 an der alten B 71 nach Salzwedel einer der vier neuen Grenzübergangstellen geschaffen werden. Für mich war das die einmalige Gelegenheit, diese Aktivitäten aus nächster Nähe zu verfolgen und mit meiner Kamera mit neuem Teleobjektiv zu dokumentieren. Praktisch über Nacht wurde unser altes Holperpflaster zwischen Ortsrand Bergen und Zonengrenze mit einer neuen Bitumendecke überzogen und man harrte nun der Dinge, die auf der anderen Seite folgen sollten.
Auch von der Ostseite wurde die B 71 als Baustraße bis an die Demarkationslinie herangeführt.
Um Fluchtversuche von vornherein im Keim zu ersticken, hatte man sich eine besonders perfide Form der Baustellenabsicherung ausgedacht: Der eigentliche Grenzverlauf war durch die Schilder des Bundesgrenzschutzes gekennzeichnet. In einer Nacht- und Nebelaktion hatten besonders linientreue Soldaten, die sog. Grenzaufklärer, eine rote Wäscheleine zwischen die Holzpfähle gespannt. Sie sollte den übrigen Grenzwächtern und Baupionieren signalisieren: ”Bis hierher und nicht weiter – Schußwaffengebrauch!”. Zu diesem Zweck war auch der Beobachtungs-Erdbunker vor dem Gitterzaun ständig mit schußbereiten Grenztruppensoldaten besetzt.