Gildefotoarchiv45

Der Hauptmann

1977: Ein frischgebackener Hauptmann

Am 22.11.1977 erschien der nachstehende
Artikel in der Elbe-Jeetzel-Zeitung:

Generalversammlung der Woltersdorfer Schützengilde
– Die Schießergebnisse –

W o l t e r s d o r f. Nahezu vollbesetzt war der Saal der Gastwirtschaft Grönecke, als Gildeoberst Waldemar Schulz am Wochenende die ordentliche Generalversammlung der Schützengilde Woltersdorf eröffnete. Er begrüßte dabei insbesondere die Majestäten Adolf Grönecke, Kronprinz Paul Walther sowie Vizekönig Otto Wulf, ebenso Bürgermeister Heinrich Schütte, der laut Satzung ehrenamtlicher Gildemeister der Gilde Woltersdorf ist. Zu Beginn der Sitzung erhoben sich alle Anwesenden von ihren Plätzen, um der Opfer des Terrorismus und des Leids der Hinterbliebenen zu gedenken.

In seinem Jahresbericht führte Oberst Waldemar Schulz aus, daß die Gilde Woltersdorf mit ihrem Schützenball, dem Schützenfest und auch dem Fastnachtsvergnügen Mittelpunkt des dörflichen Lebens sei und auch bleiben werde, daß jedoch hinter den Kulissen harte Arbeit geleistet werde. In letzter Zeit waren Reparaturarbeiten am Schießstand notwendig, die auch ausgeführt wurden, jedoch unter geringer Beteiligung der Schützenbrüder. Schulz appellierte deshalb an die Versammlung, sich auch der Pflichten bewußt zu sein, die die Mitgliedschaft in der Gilde beinhalte. Nach der Verlesung des Protokolls, das einstimmig genehmigt wurde, führte Oberschatzmeister Karl Möller aus, daß beim letzten Schützenfest zwar ein Minus von etwa 1000 DM entstanden sei, daß jedoch der Kassenstand gehalten werden konnte. Die Kassenprüfung bescheinigte ihm eine tadellose Kassenführung, so daß dem gesamten Vorstand Entlastung erteilt werden konnte.
Schießwart Herbert Barstorf bemängelte ebenso wie vorher Oberst Schulz die etwas schwachen Leistungen der Schützen, hob jedoch hervor, daß die Beteiligung besser geworden sei. Die Ergebnisse im einzelnen: Vereinsmeister im Luftgewehrschießen wurde in der Schützenklasse Werner Stödter, in der Altersklasse konnte sich Herbert Barstorf den Titel sichern. Bei den Junioren siegte Matthias Lüdemann. Bester Schütze bei den Vereinsmeisterschaften im Kleinkaliberschießen war in der Schützenklasse Karl Möller, den Königspokal sicherte sich Jürgen Schlender, die Wanderplakette errang Waldemar Schulz. Beim Schießen auf die Ehrenscheibe des Öringpokals war Werner Maatsch der beste Schütze. Anschließend konnte Oberst Schulz einige Auszeichnungen vornehmen. Mit viel Beifall wurden die Schießergebnisse eines der jüngsten bedacht: Matthias Lüdemann erhielt das Leistungsabzeichen der Junioren, die Leistungsabzeichen in Bronze, Silber und Gold sowie das große Leistungsabzeichen in Bronze. Jürgen Schlender erhielt die Leistungsabzeichen in Bronze, Silber und Gold sowie das große Leistungsabzeichen in Gold. Heinz Grundei errang das Leistungsabzeichen in Silber und Horst Zipperle das große Leistungsabzeichen in Bronze.
Höhepunkt der Generalversammlung war die anschließende Wahl des Vorstandes: Wiedergewählt wurde nahezu der gesamte Vorstand mit Oberst Schulz als 1. Vorsitzender, Werner Maatsch 2. Vorsitzender, Herbert Barstorf Schriftführer, Oberschatzmeister Karl Möller als Kassenwart und Ulrich Schneider als Protokollführer. Lediglich in der Kompanieführung gab es eine einschneidende Veränderung, da Gildehauptmann Karl Bense aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl stand. Mit Genugtuung und Zustimmung registrierten die Versammlung, daß König Adolf Grönecke den scheidenden Hauptmann Karl Bense wegen seiner Verdienste um die Schützengilde Woltersdorf zum Ehrenhauptmann ernannte. Ein neuer Gildehauptmann war schnell gefunden in dem bisherigen Kompaniefeldwebel Joachim Kracht, der unter großem Beifall einstimmig von der Versammlung gewählt wurde. Auch das nun auftauchende Problem, für den bisherigen Spieß Kracht einen Nachfolger zu finden wurde souverän gelöst. Der Kommandeur der „Mondscheinkompanie“, Karl Kammradt junior, war in den Augen der Schützenbrüder der geeignete Mann und rückte damit „eins rauf“.
Nach dem Punkt Verschiedenes, bei dem einige Mitteilungen bekanntgegeben wurden, wurde ein Imbiß gereicht und man ging zum gemütlichen Teil über. sn


„Hauptmann! Geh´ du voran ……………!“

Aber wie nun ´mal das Leben so spielt, hat jedes Ding zwei Seiten! Und so wurde im Nachhinein die Annahme des Hauptmannpostens doch noch zu einer ziemlich teuren Angelegenheit, denn bereits beim gemütlichen Teil der Generalversammlung präsentierte Oberschatzmeister Karl Möller einen Zettel mit einer Verpflichtungserklärung, den er 8 Jahre lang sorgfältig aufgehoben hatte:

Was aber war passiert?: Als man am 21. Mai 1969 in der Gaststätte von Ernst Bitter nach dem Exerzierabend noch in froher Runde beisammen saß, prophezeiten die Anwesenden dem frisch ernannten Spieß Joachim Kracht, daß er bald als Hauptmann und Kompanieführer in Erscheinung treten würde. Dieses Unterfangen wurde sogleich von Jo Kracht heftig in Abrede gestellt mit der Aussicht, daß er in diesem Fall – sollte er denn jemals eintreten – 30 Liter Sekt für die Schützengilde spendieren würde.
Rechnungsführer Karl Möller, der auch mit dabei saß, hatte unterdessen nichts Eiligeres zu tun, als einen Zettel aufzusetzen, auf dem er diese Tatsache dokumentierte. Unter großem Hallo unterschrieb der Spieß – mit Karl Möller, Norbert Gehrke, Rudolf Klopp und Walter Zipperle als Zeugen – diesen Wisch, nicht ahnend, daß er ihm nach etlichen Jahren doch noch einmal präsentiert werden würde.

Kommando: „Links, zwo, drei ………“

„Schützengilde angetreten ………….“

„………….zum Fahnen- und Majestätenausmarsch!“

„Das Ganze – marsch!“

Salzwedel 1990: Aufmarsch auf einem ……………….

…………. (noch) unbekannten Territorium!

Im Gespräch mit einem Üfest-Neubürger

„ … dreimal Hoch! “

„Ausklang eines Schützenfestes und einer Karriere (1992).“