Manch´ verirrter Tourist oder auch argloser Spaziergänger aus Woltersdorf und Umgebung mag sich verwundert die Augen gerieben haben, als das Innenleben des alten Buswartehäuschens an der ÜFESt-Straße wieder im neuen Glanz erstrahlte.
Im Frühjahr 2022 hatte der Woltersdorfer Senior Rudolf Thiele seine Idee an Bürgermeister Tobias Gauster herangetragen, dem heruntergekommenen Zeitzeugen des vergangenen Jahrhunderts einen neuen Atem einzuhauchen.
Hieraus entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Initiative aus einigen Woltersdorfer Bürgern, die dann die Planung und Umsetzung dieses Gedankens in Angriff nahmen. Am 12. Juli 2023 wurde durch den tatkräftigen Einsatz von Rudolf Thiele, Margit Meinken, Siegfried Stenzel, Tobias Gauster und Maik Bartos der Innenanstrich vollzogen.
Im September 2023 machte sich dann der Woltersdorfer Maler Maik Reinhard ans Werk, um den Innenraum künstlerisch in der Form zu gestalten, wie er heute für alle sichtbar ist. Später soll das Kunstwerk von ihm durch ein Porträt der Antennenmasten ergänzt werden.
Auf dem zusätzlich angebrachten Metallschild steht folgender Hinweis:
1950 übergab die britische Militärverwaltung den Gebäudekomplex der Übersee-Funkempfangsstelle Woltersdorf, der während des Krieges militärisch genutzt wurde, in die Hände der Deutschen Bundespost zur zivilen Nutzung.
Schnell wurde das „Funkamt Lüchow“ – wie die ÜFESt von nun an allgemein genannt wurde – zu einem der größten Arbeitgeber unseres Landkreises. Bis zu 250 Mitarbeiter waren hier, zeitweise rund um die Uhr, beschäftigt. Für sie wurde ein regelmäßiger Fahrverkehr mit Postbussen von und nach Lüchow eingerichtet.
Um auch den vielen Beschäftigten aus Woltersdorf eine Zusteigemöglichkeit für diese Buslinie zu bieten, wurde Anfang der 50er Jahre, direkt neben dem Gleisübergang der Kleinbahn, ein massives Buswartehäuschen errichtet. Es diente aber nicht nur dem Wetterschutz, sondern war auch für manches scheue Liebespaar aus Woltersdorf ein heimlicher Treffpunkt.
Das Porträt zeigt neben dem Woltersdorfer Gemeindewappen, in stilisierter Form die Ausbreitung von Kurzwellen:
Beim Kurzwellenfunk verlässt die Raumwelle, bedingt durch die Abstrahlcharakteristik der Antenne, schräg aufwärts die Erdoberfläche und erreicht die Ionosphäre in ca. 200 – 600 km Höhe in einem flachen Winkel und wird an ihr reflektiert. So kann das Kurzwellensignal – zickzackförmig – um die ganze Erde wandern.
In den Anfangsjahren wurden auf diese Weise von der ÜFESt aus, Telegramme per Morsezeichen in die ganze Welt übermittelt.
Alle Fotos, Infos und Recherchen durch Jürgen Meyer, in Kooperation mit dem Woltersdorfer Bürgermeister Tobias Gauster.