Bereits zu Beginn der 80-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts trugen sich einige Schützenbrüder mit dem Gedanken, die Gilde mit einer eigenen Wachkompanie aufzuwerten. Sie sollte aus einem Wachoffizier (WO) und 6 Schützen unter Gewehr bestehen, die dann Posten vor den jeweiligen Königsquartieren beziehen sollten. Hierfür waren zusätzliche Schilderhäuschen vorgesehen. Anfangs gab es heftigen Widerstand, besonders von den traditionsverbundenen Vereinsmitgliedern. Der Durchbruch gelang dann aber 1981, als der amtierende Schützenkönig Hans-Joachim Danike der Gilde die Stiftung von 2 Wachhäuschen in Aussicht stellte. Als Bedingung war daran geknüpft, dass die Wache im darauffolgenden Jahr erstmals Posten vor seinem Vizekönigsquartier beziehen würde. Von nun an ging alles Schlag auf Schlag. Zimmermeister Hans-Jörgen Lüdtke jun. wurde mit dem Bau der Schilderhäuschen beauftragt. Er brachte diese dann zum Gildehauptmann Joachim Kracht, der höchstpersönlich für den Anstrich in den traditionellen Kaiserfarben schwarz-weiss-rot sorgte. Inzwischen begann Leutnant Klaus Lüdemann als designierter Wachoffizier (WO) mit der Rekrutierung seiner Wachsoldaten. Jo Kracht hatte mittlerweile ein altes Infanterie – Kommandobuch von 1912 aufgetrieben. Hieraus wurde dann gemeinsam die Basis für eine neue Wach- und Exerzierordnung erarbeitet. Aber womit sollte nun exerziert werden? Entsprechende Gewehre waren nicht vorhanden und eine kurzfristige Neubeschaffung scheiterte an den Kosten. So wurden auf die Schnelle 6 leere Holzschäfte des Karabiners 98k besorgt, die dann Uffz. Adolf Eggers in der SKF mit Eisenrohren aufrüstete, so daß sie wenigstens von weitem den Anschein von Gewehren hatten. Die Hohlräume für Abzug und Verschluss wurden wegen des fehlenden Gewichtes mit Kieselsteinen gefüllt und anschließend mit Füllzement verstrichen. Zum Schluss wurde alles noch mit Farbe kaschiert. Hiermit wurde erstmals, aus der Not heraus, ein neues Wachgewehr geschaffen, das ganz bestimmt als “Handschuhreißer” in die Wachgeschichte eingehen wird. Bereits im Jahr 1983 wurde Leutnant Klaus Lüdemann als erster Wachoffizier der Schützengilde Woltersdorf von der Jahreshauptversammlung bestätigt und bald darauf gab es für die Wache auch richtige Karabiner!
„Soldatenbibel“
Die Wache im Einsatz: Pfingsten 1992
Das Lied der Wache
(gestiftet 1988 v. Gildehauptmann Jo Kracht)
Aufgepaßt, jetzt kommt die Wache forschen Schrittes, Mann für Mann. Wenn wir durch das Dorf marschieren, schau´n die Leut´ uns freundlich an. Denn wir sind die Gildewache, Gildewache und steh´n immer treu zur Sache. Denn wir sind die Gildewache, Gildewache und steh´n immer treu zur Sache.
Blank geputzt sind die Gewehre und des WO´s Degen blitzt, heißt es ständig exerzieren, daß ein jeder Griff auch sitzt. Denn wir sind …
Jahr für Jahr, zu Pfingsten kommt dann auch für uns die große Zeit. Stehen wir auf unser´m Posten für den König stets bereit. Denn wir sind …
Naht uns dann die Abendstunde, drückt kein Dienst und kein Gewehr; sitzen wir in froher Runde, fällt das Feiern uns nicht schwer. Denn wir sind …
… und im Original.
Pünktlich zum 30-jährigen Gründungsjubiläum der Gildewache im Jahr 2011 stiftete der ehemalige Spieß und Gildehauptmann Joachim Kracht der Schützengilde einen Jubiläums-Ehrendegen. Es handelte sich hierbei um einen Löwenkopfdegen mit silberner Montur, gravierter Klinge und polierter Scheide. Die Produktion war eine limitierte Sonderauflage, von der nur 500 Stück gefertigt wurden. Er wird derzeit vom Ersten Wachoffizier (I. WO) getragen, getreu dem Wachlied, in dem es unter anderem in der zweiten Strophe heißt: „… und des WO´s Degen blitzt.“
Die rechte Seite der Klinge ist mit Eichenlaub und dem Treueschwur graviert, auf der linken Klingenseite befindet sich der Name des Stifters.
Der Degen, der ein Säbel ist!
Vorweg, es geht hier nicht um die uralte Diskussion, ob die Funktioner in der Gilde als Seitenwaffen Degen oder Säbel tragen. Von ihrer Bauart (geschwungene Klinge) und vom Hersteller her werden sie als Säbel bezeichnet, in unserer Schützengilde heissen sie nun einmal D e g e n und dabei sollte man es auch belassen. Im Gegensatz zu Hauptmann und Gildechef, die beide einen Löwenkopfdegen mit goldener Montur tragen, führt der Wachoffizier einen silbernen Löwenkopfdegen mit gravierter Klinge und polierter Scheide.