Entstoerungsstelle1

Erinnerungen aus den Jahren 1963 – 1978
an die

 

Fernsprech-Entstörungsstelle
Uelzen

aufgeschrieben und fotografiert von
Joachim Kracht (TFBetrI i.R.)

Im letzten halben Jahr unserer dreieinhalbjährigen Lehrzeit – dem sogenannten 4. Lehrjahr – bekamen wir als Fernmeldelehrlinge die Gelegenheiten, in die Dienststellen des Fernmeldeamtes Uelzen reinzuschnuppern, die später vielleicht einmal unsere neue Wirkungsstätten sein könnten.

So lernte ich dann unter anderem auch die Fernsprech-Entstörungsstelle in der Gartenstraße kennen, die am Ende des Hauptverteilersaales in einem separaten Raum untergebracht war.
Hier residierte der Kollege Wilhelm Matthies, der die Telefonstörungsmeldungen aus dem Uelzener Telefonnetz entgegennahm, und in personalunion mittels des Prüfschrankes mit den großen runden Zeigermeßgeräten eine erste Leitungsfunktionsprüfung vornahm und dann die Entstörungsbeamten auf die Reise schickte. Diese hatten bis dato noch so klangvolle Titel wie Telegraphen-Leitungsaufseher/-Oberaufseher inne, die aber dann im Laufe der Zeit in Fernmelde-Wart/-Oberwart umgewandelt worden waren.

Ärmelabzeichen an der Dienstuniform

Im Stadtgebiet von Uelzen fuhr man damals noch mit dem postgelben Dienstfahrrad zur Störungsbeseitigung. Auf dem Gepäckträger wurde die große Werkzeugtasche mit einigen Ersatzteilen festgeschnallt, an der Querstange war ein Ring Bronzedraht befestigt und über dem Fahrradlenker hingen links und rechts die beiden Steigeisen, mit denen die teilweise immer noch in der Stadt vorhandenen Telefon-Holzmasten erklommen werden konnten.
Die fahrbaren Untersätze in Form von gelben VW-Käfern waren vorbehaltlich für die Kollegen des Uelzener Landbezirks reserviert.

Die Möglichkeit, den älteren und erfahrenen Störungsbeamten bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen, weckte in mir bald den Wunsch, so etwas später auch machen zu wollen.
Zunächst aber war – nach bestandener Fernmeldehandwerkerprüfung und Freisprechung – der obligatorische zweijährige Baudienst in einem der zahlreichen Fernmeldebautrupps abzuleisten. Hier galt es, die erlernten Fähigkeiten im Bau von oberirdischen Freileitungslinien, in der Verlegung und Montage von Erdkabeln und der Herstellung von Telefonanschlüssen zu vervollkommnen. Parallel dazu wurde man in Fachlehrgängen, die in der Fernmeldeschule Hannover-Kleefeld stattfanden, auf die Beamtenprüfung vorbereitet.
Denn nur mit dem Beamtenstatus konnte ich Jahre später meine Wunschtätigkeit als Sprechstellen-Entstörer in Uelzen aufnehmen.

Der Autor als frischgebackener Sprechstellen-Entstörer
(hier noch nicht dienstlich eingekleidet).

Zwischenzeitlich war die Entstörungsstelle in der Gartenstraße in die 1. Etage des Wählersaals der Ortsvermittlungsstelle Uelzen verlegt worden. In provisorischer Bauweise hatte man hier einen größeren Raum abgetrennt, in dem nun reichlich beengt die Störungsannahme, die Störungskartei, drei Schreibtische für die Mitarbeiter und 2  Prüftische mit der neuen Prüftechnik 59 untergebracht waren. Diese war durch die Einführung des Selbstwählferndienstes erforderlich geworden, der die alten Prüfschränke überflüssig machte.

Kollegin Elke S. nimmt telefonisch die Störungsmeldungen entgegen.

Durch die rasant fortschreitende technische Entwicklung wuchs auch der Bedarf an neuen Räumen für Technik und Verwaltung. So war seit längerem ein Erweiterungsbau für die expandierende Fernsprechauskunft in der Gartenstraße sowie ein Neubau in der Taubenstraße geplant, in dem neben Büroräumen auch die neu zu schaffende Zentrale-Entstörungsstelle untergebracht werden sollte.
Das Problem war, daß auf dem größten Teil der geplanten Baufläche die Ruine des alten Uelzener Gaswerkes stand. Zum härtesten Brocken wurde die Beseitigung der alten Kohlebunker aber auch der Rückbau der Notausgänge des Luftschutzbunkers, der sich im Keller unseres Dienstgebäudes befand, bereitete unerwartete Probleme.
Als die Preßlufhämmer ihre Arbeit aufnahmen, lösten sich oben im Techniksaal von den elektromechanischen Wählern die kupfernen Schaltarmen und fielen auf den Fußboden. Daraufhin wurden die Abrißarbeiten sofort eingestellt und erst nach langer Planungspause, mit dem Einsatz von erschütterungsfreien Videa-Betonsägen, wieder aufgenommen.
Dadurch verzögerte sich auch der Umzug der Fernsprechentstörungsstelle erheblich, den wir mittlerweile sehnlichst herbeiwünschten.

Die Abbruch-Ruine des alten Uelzener Gaswerks.
Der neue Erweiterungsanbau vor der Fertigstellung (Anfang der siebziger Jahre).

So ging dann doch noch einige Zeit ins Land, bis es die baulichen und technischen Voraussetzungen ermöglichten, uns nach und nach in dem Großraumbüro in der Taubenstraße zu etablieren. Ein nahtloser Übergang war schon aus dem Grunde nicht möglich, da der endgültige Standort der neuen Prüftische unklar war und der Aufbau der neuartigen Hochkant-Taschenförderanlage erhebliche Schwierigkeiten bereitete.
Zuerst richteten wir uns auf der Südseite, mit Blick auf Taubenstraße und Schule, mit der alten Technik ein, die vor allem noch unserem Senior-Kollegen Willi K. sehr vertraut war.

Kollege Ulrich K. und der Autor im Provisorium (v. l. nach r.).
Leitplatzbeamter Willi K.

Willi K. und Klaus W. am Prüftisch 59
(links der Leitplatz mit der Drehtrommelablage).

Jutta G., Karteiplatz; Klaus W., Prüfplatz; Brunhilde L., Störungsannahme
(im Hintergrund die Störungskartei).

Kollegin Jutta G. am Karteiplatz ...
... unterstützt von ihren Kolleginnen Ilse B. und Marianne H.
Karteiplatzbeamtin Marianne H. ...

… und unsere liebenswerte Karteiplatzkollegin Helga St.
(Gerne erinnert man sich an ihr Faible für die Oper FIDE-LIO.)

Nicht nur auf dem bautechnischen Sektor tat sich einiges, auch personell gab es immer wieder Veränderungen. Dadurch, daß neben Lüchow-Dannenberg nun auch die Telefonanschlüssse der Knotenvermittlungsstellen Wittingen und Soltau zu uns kamen, vergrößerte sich auch der Kreis der neuen Kollegen in unserer Dienststelle.
Im Zuge der Neuorganisation bekamen wir jetzt eine Innenaufsicht. Ein Posten, den es bei uns bis dato noch nicht gegeben hatte. Da keiner so rechte Vorstellungen über den Aufgabenbereich hatte – der Betreffende schon gar nicht -, waren alle doch recht froh, daß er seinen Schwerpunkt auf die Förderung der zwischenkollegialen Beziehungen legte.
In heutiger Zeit würde man das vielleicht Entertainment nennen. Der Vorteil war, daß wir weiter ungehindert unserer Arbeit nachgehen konnten und auch privat zusammen unseren Spaß hatten.
O.k. – Es war eben die Zeit der Miniröcke, der Schlaghosen und der großblumigen Hemden.

Impressionen einer kollegialen Gartenparty auf dem
Steinmeier´schen Anwesen.

Aber auch bei anderen Gelegenheiten wurde die gemeinsame Freizeitgestaltung forciert, z.B. mit einer rallyemäßigen Orientierungsfahrt durch den Landkreis Uelzen oder dem Besuch des Clenzer Schützenfestes:

Das Ralley - Organisationsteam.
Mit den Kollegen auf dem Kreisschützenfesttag in Clenze.

Weiter geht´s mit
FeE: